Freitag, 15. Februar 2013
Ein Wunder! Heiler... und ganz normale Götter in Weiß
pflegefische zum quadrat, 09:31h
Akupunktur I (Antennen im Kopf und doch kein Radioempfang)
„Wie wäre es mit Akupunktur?“ er schaut mich fragend an. Ich schaue zurück, mein Blick ist wohl eher leer. Bin schon seit geraumer Zeit den Willen los. Wochenlang nicht richtig geschlafen. Erst müde, dann blöd, jetzt des Wahnsinns fette Beute...ich antworte: „Warum nicht..?“ Warum nicht? Könnte ich noch einen klaren Gedanken formulieren würde mir sicherlich zumindest ein guter Grund einfallen, warum nicht.
Er freut sich. Vielleicht etwas zu viel, nach meinem Geschmack. „Wenn sie noch Zeit haben, fangen wir gleich an.“ „Ja, warum nicht...“ Ich laufe sprachlich zur Bestform auf.
Eine Arzthelferin bringt mich in einen anderen Raum. Feng Shui wäre da rückwärts wieder raus gerannt, aber wie erwähnt reicht es dafür bei mir nicht mehr. „Ganz schön hässlich hier“, denke ich. Doch ich denke nur, dass ich das dachte...ich spreche es laut aus. Gehirn-Spam-Filter also auch im Arsch, denke ich (dieses Mal wirklich). Vielleicht hat es keiner gehört. Mein Gehirn ist langsam.
Die Arzthelferin grinst. Vielleicht auf Grund meines Kommentars, vielleicht auch wegen einer Knieverletzung...hoffentlich nicht wegen eines Schlaganfalles... Nein, wohl nicht. Sie sieht jung aus und sie bewegt beide Seiten einwandfrei. Ich bin erleichtert. „Na, zum Glück ist es kein Schlaganfall.“ Ich lächele zurück. Sie zieht die Stirn in Falten. Mist, wieder laut gedacht! Ich schimpfe mich Spacko-Horst und bin stolz, dass ich das dieses Mal ganz leise gemacht habe.
Ich soll mich oben herum frei machen und mich bäuchlings auf die Liege legen. Ich gehorche, möchte eine gute Patientin sein. Der Arzt soll zufrieden sein. Meine Augen fallen zu. Da kommt der Mann in Weiß, ohne Blumenstrauß, aber mit einem Haufen Nadeln bewaffnet. Die möchte er mir in den unteren Rückenbereich stecken, weil die Krankenkasse das bezahlt und ich eh leichte Beschwerden dort habe. Die restlichen Stecker sollen in meinen Hals und meinen Kopf und dafür sorgen, dass mir weniger schwindelig ist. Alleine die „Vorfreude“ auf das was da gleich kommen mag, führt dazu das mir noch schwindeliger ist. Eigentlich möchte ich wieder aufstehen. Eigentlich ist eigentlich ein ziemlich blödes Wort...ich bleibe also liegen. Schließlich möchte der Arzt mir die Hals- und Kopfnadeln schenken, denn die Kasse bezahlt dafür nicht. Es gibt Geschenke, die möchte ich eigentlich nicht...
Irgendwie dankbar und ausgeliefert liege ich nun da. „Haben sie schon einmal Akupunktur bekommen?“ Er fragt und packt Nadeln aus. „Ne,“ sag ich zur Wand. Der Arzt steht auf der anderen Seite der Liege. „Hier, das sind die Nadeln,“ sagt er stolz. Ich kann sie nicht sehen, denn er ist damit ja auf der anderen Seite und mein Kopf ist träge. „Wollen sie die nicht sehen?“ Ne, will ich eigentlich nicht, aber weil es nur eigentlich nicht ist, drehe ich doch meinen Kopf und schaue. Er hält mir eine Nadel direkt vor die Nase. Ich schätze die Länge auf gut einen halben Meter, aber das kann an der Perspektive liegen. „Aha...“ Mein Mut sinkt. Seine Fröhlichkeit steigt. Ich drehe meinen Kopf wieder zur Wand während er sagt:“Und die Nadeln ramme ich ihnen bis zu dem kleinen Plastikgriff hinein.“ Ok, nun hat er mich. Ich will mich wirklich aufsetzen und nicht nur eigentlich, aber da stecken die ersten Dinger in meinem Rücken bzw. durch meinen Rücken in das Polster der Liege...auf jeden Fall fühlt es sich so an. Ich bin entsetzt und panisch. „Sind sie verrückt, mir so etwas zu sagen?!“ Er lacht. „Ja, manchmal denke ich das...“ Er bestückt mich weiter, ich fühle mich wie ein gut gefülltes Nadelkissen. „Aber, ich will keine Nadeln in meinem Hals oder in meinem Kopf!“ Meine Stimme klingt etwas schrill. Bilder von Nadeln in meinem Gehirn und in meiner Luftröhre treten in Millisekunden vor mein geistiges Auge. Da habe ich auch schon die erste Nadel im Hinterkopf. „Keine Sorge,“ ein kläglicher Versuch der Beruhigung,“ich komme hier sowieso nur bis zum Knochen.“ Beim Hals ist das allerdings anders, das erwähnt der Herr Doktor nur nicht extra...
Er ist so schnell fertig, dass ich gar nicht ganz schnalle was da mit mir geschieht. Und schon rennt der Typ auch wieder raus. Ich höre noch die Information, dass in 20 Minuten jemand kommt um die Nadeln zu entfernen. Die Arzthelferin verschwindet auch, mit den Worten:“Sie können sich jetzt nicht mehr bewegen, solange die Nadeln stecken. Das tut dann ziemlich weh.“ Panik macht sich breit und meine leisen Worte „Hilfe. Panikanfall...“ verhallen ungehört. Die Arzthelferin hat das Licht ausgemacht und die Tür schon zugezogen.
Hilflos ausgeliefert liege ich da. Ich versuche kleine Bewegungen, was sofort mit Schmerzen bestraft wird. Auf dem Bauch zu liegen finde ich äußerst unbequem. Ich verkrampfe. 15 Minuten schaffe ich mich selber zu beruhigen, aber jetzt ist Schluss mit Beherrschung. Eine andere Helferin öffnet die Tür und parkt einen weiteren Patienten hinter dem sehr hässlichen Vorhang auf dem Elektrobett. Ich rufe ziemlich leise, aber umso verzweifelter:“Hallo?“ Nichts. „Hallo, können sie bitte die Nadeln aus mir ziehen?...“ Sie bequemt sich. Gott sei es gedankt. „Na, halten sie es nicht mehr aus?“ „Ne.“ Wieder einsilbig und ganz erschöpft und ganz schwindelig. Das Nadelnherausziehen tut auch nochmal weh. Sie zieht die Fremdkörper aus mir heraus und überlässt mich meinem Schicksal nicht ohne mich darauf hin zu weisen, dass ich noch neue Termine vereinbaren soll.
Ich will eine gute Patientin sein...immer noch. Ich gehe und hole mir zwei weitere Termine.
„Wie wäre es mit Akupunktur?“ er schaut mich fragend an. Ich schaue zurück, mein Blick ist wohl eher leer. Bin schon seit geraumer Zeit den Willen los. Wochenlang nicht richtig geschlafen. Erst müde, dann blöd, jetzt des Wahnsinns fette Beute...ich antworte: „Warum nicht..?“ Warum nicht? Könnte ich noch einen klaren Gedanken formulieren würde mir sicherlich zumindest ein guter Grund einfallen, warum nicht.
Er freut sich. Vielleicht etwas zu viel, nach meinem Geschmack. „Wenn sie noch Zeit haben, fangen wir gleich an.“ „Ja, warum nicht...“ Ich laufe sprachlich zur Bestform auf.
Eine Arzthelferin bringt mich in einen anderen Raum. Feng Shui wäre da rückwärts wieder raus gerannt, aber wie erwähnt reicht es dafür bei mir nicht mehr. „Ganz schön hässlich hier“, denke ich. Doch ich denke nur, dass ich das dachte...ich spreche es laut aus. Gehirn-Spam-Filter also auch im Arsch, denke ich (dieses Mal wirklich). Vielleicht hat es keiner gehört. Mein Gehirn ist langsam.
Die Arzthelferin grinst. Vielleicht auf Grund meines Kommentars, vielleicht auch wegen einer Knieverletzung...hoffentlich nicht wegen eines Schlaganfalles... Nein, wohl nicht. Sie sieht jung aus und sie bewegt beide Seiten einwandfrei. Ich bin erleichtert. „Na, zum Glück ist es kein Schlaganfall.“ Ich lächele zurück. Sie zieht die Stirn in Falten. Mist, wieder laut gedacht! Ich schimpfe mich Spacko-Horst und bin stolz, dass ich das dieses Mal ganz leise gemacht habe.
Ich soll mich oben herum frei machen und mich bäuchlings auf die Liege legen. Ich gehorche, möchte eine gute Patientin sein. Der Arzt soll zufrieden sein. Meine Augen fallen zu. Da kommt der Mann in Weiß, ohne Blumenstrauß, aber mit einem Haufen Nadeln bewaffnet. Die möchte er mir in den unteren Rückenbereich stecken, weil die Krankenkasse das bezahlt und ich eh leichte Beschwerden dort habe. Die restlichen Stecker sollen in meinen Hals und meinen Kopf und dafür sorgen, dass mir weniger schwindelig ist. Alleine die „Vorfreude“ auf das was da gleich kommen mag, führt dazu das mir noch schwindeliger ist. Eigentlich möchte ich wieder aufstehen. Eigentlich ist eigentlich ein ziemlich blödes Wort...ich bleibe also liegen. Schließlich möchte der Arzt mir die Hals- und Kopfnadeln schenken, denn die Kasse bezahlt dafür nicht. Es gibt Geschenke, die möchte ich eigentlich nicht...
Irgendwie dankbar und ausgeliefert liege ich nun da. „Haben sie schon einmal Akupunktur bekommen?“ Er fragt und packt Nadeln aus. „Ne,“ sag ich zur Wand. Der Arzt steht auf der anderen Seite der Liege. „Hier, das sind die Nadeln,“ sagt er stolz. Ich kann sie nicht sehen, denn er ist damit ja auf der anderen Seite und mein Kopf ist träge. „Wollen sie die nicht sehen?“ Ne, will ich eigentlich nicht, aber weil es nur eigentlich nicht ist, drehe ich doch meinen Kopf und schaue. Er hält mir eine Nadel direkt vor die Nase. Ich schätze die Länge auf gut einen halben Meter, aber das kann an der Perspektive liegen. „Aha...“ Mein Mut sinkt. Seine Fröhlichkeit steigt. Ich drehe meinen Kopf wieder zur Wand während er sagt:“Und die Nadeln ramme ich ihnen bis zu dem kleinen Plastikgriff hinein.“ Ok, nun hat er mich. Ich will mich wirklich aufsetzen und nicht nur eigentlich, aber da stecken die ersten Dinger in meinem Rücken bzw. durch meinen Rücken in das Polster der Liege...auf jeden Fall fühlt es sich so an. Ich bin entsetzt und panisch. „Sind sie verrückt, mir so etwas zu sagen?!“ Er lacht. „Ja, manchmal denke ich das...“ Er bestückt mich weiter, ich fühle mich wie ein gut gefülltes Nadelkissen. „Aber, ich will keine Nadeln in meinem Hals oder in meinem Kopf!“ Meine Stimme klingt etwas schrill. Bilder von Nadeln in meinem Gehirn und in meiner Luftröhre treten in Millisekunden vor mein geistiges Auge. Da habe ich auch schon die erste Nadel im Hinterkopf. „Keine Sorge,“ ein kläglicher Versuch der Beruhigung,“ich komme hier sowieso nur bis zum Knochen.“ Beim Hals ist das allerdings anders, das erwähnt der Herr Doktor nur nicht extra...
Er ist so schnell fertig, dass ich gar nicht ganz schnalle was da mit mir geschieht. Und schon rennt der Typ auch wieder raus. Ich höre noch die Information, dass in 20 Minuten jemand kommt um die Nadeln zu entfernen. Die Arzthelferin verschwindet auch, mit den Worten:“Sie können sich jetzt nicht mehr bewegen, solange die Nadeln stecken. Das tut dann ziemlich weh.“ Panik macht sich breit und meine leisen Worte „Hilfe. Panikanfall...“ verhallen ungehört. Die Arzthelferin hat das Licht ausgemacht und die Tür schon zugezogen.
Hilflos ausgeliefert liege ich da. Ich versuche kleine Bewegungen, was sofort mit Schmerzen bestraft wird. Auf dem Bauch zu liegen finde ich äußerst unbequem. Ich verkrampfe. 15 Minuten schaffe ich mich selber zu beruhigen, aber jetzt ist Schluss mit Beherrschung. Eine andere Helferin öffnet die Tür und parkt einen weiteren Patienten hinter dem sehr hässlichen Vorhang auf dem Elektrobett. Ich rufe ziemlich leise, aber umso verzweifelter:“Hallo?“ Nichts. „Hallo, können sie bitte die Nadeln aus mir ziehen?...“ Sie bequemt sich. Gott sei es gedankt. „Na, halten sie es nicht mehr aus?“ „Ne.“ Wieder einsilbig und ganz erschöpft und ganz schwindelig. Das Nadelnherausziehen tut auch nochmal weh. Sie zieht die Fremdkörper aus mir heraus und überlässt mich meinem Schicksal nicht ohne mich darauf hin zu weisen, dass ich noch neue Termine vereinbaren soll.
Ich will eine gute Patientin sein...immer noch. Ich gehe und hole mir zwei weitere Termine.
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arboretum,
Donnerstag, 4. April 2013, 22:05
Das Herausziehen der Nadeln tut meiner Erfahrung nach nur weh, wenn man sie vorzeitig herauszieht (sie müssen 20 bis 30 Minuten drin bleiben). Normalerweise geht das nämlich ganz leicht, weil sie gar nicht so tief drin stecken (der Arzt hat einen schlechten Scherz gemacht, das war doof), das merkt man gar nicht. Gerade an den Ohren und am Kopf fallen sie oft von allein heraus, wenn die Zeit reif ist.
Dass beim Setzen der Nadeln manche etwas schmerzen, liegt daran, dass es an diesen Punkten besonders nötig ist. Es kann auch vorkommen, dass die Stellen dann warm werden, aber das ist kein Grund zur Sorge, sondern spricht dafür, dass der Akupunkturarzt gut ist. Es gibt allerdings gar nicht so viele Ärzte, die eine Vollausbildung in Akupunktur haben. Es gibt deshalb inzwischen auch ein Qualitätssiegel Akupunktur.
Der Arzt hat Ihnen übrigens wirklich ein Geschenk gemacht. Die Krankenkassen zahlen sehr viel weniger, als eine Akupunktur-Sitzung normalerweise kostet. Und tatsächlich auch nur bei ganz bestimmten Diagnosen (meines Wissens sind es vier).
Mehr Infos zu Akupunktur (Wirkung, Körperreaktionen usw.) finden Sie dort. Vielleicht nimmt das etwas die Angst davor.
Dass beim Setzen der Nadeln manche etwas schmerzen, liegt daran, dass es an diesen Punkten besonders nötig ist. Es kann auch vorkommen, dass die Stellen dann warm werden, aber das ist kein Grund zur Sorge, sondern spricht dafür, dass der Akupunkturarzt gut ist. Es gibt allerdings gar nicht so viele Ärzte, die eine Vollausbildung in Akupunktur haben. Es gibt deshalb inzwischen auch ein Qualitätssiegel Akupunktur.
Der Arzt hat Ihnen übrigens wirklich ein Geschenk gemacht. Die Krankenkassen zahlen sehr viel weniger, als eine Akupunktur-Sitzung normalerweise kostet. Und tatsächlich auch nur bei ganz bestimmten Diagnosen (meines Wissens sind es vier).
Mehr Infos zu Akupunktur (Wirkung, Körperreaktionen usw.) finden Sie dort. Vielleicht nimmt das etwas die Angst davor.
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pflegefische zum quadrat,
Freitag, 5. April 2013, 11:09
@arboretum
Danke für die Rückmeldung. Leider weiß ich noch nicht so genau wie ich Antworten kann und hoffe so klappt es :)
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